• «Der etwas andere Verlag»
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Standpunkt Update

Mehr als ein vierteltes Jahrhundert sind seit der Gründung des WaRo-Verlages vergangen, und im Großen und Ganzen hat alles noch so, wie weiter unten nachzulesen, seine Gültigkeit, bis auf einige geringfügige Verschiebungen im Detail, die sich alle aus der persönlichen Befindlichkeit des Verlegers ergeben.

Dieser hat nun in einigen Tagen und Wochen das Rentenalter erreicht, womit sich dessen Alltag kaum verändern wird. Erheblich ändern wird sich allerdings dadurch dessen materielle Situation, und zwar insofern, als dass er damit über ein bedingungsloses Grundeinkommen verfügen wird, dessen Verfechter er eh immer schon war. Auch wird durch den Wegfall der schauspielerischen Erwerbstätigkeit, nunmehr das Augenmerk hauptsächlich auf dem Verlag und dem Weinberg liegen, wobei sich schon in den letzten Jahren zunehmend die Erkenntnis durchsetzte, dass letzterer ersterem nur noch als "Bühne" dienen wird, denn zum einen ist sein Hauptprodukt, der Wein, immer mehr in Verruf geraten, während dessen Herstellung, und erst recht dessen Vermarktung, allmählich an kaum zu überwindende Grenzen stößt.

Und doch soll hier eine Lanze für den Wein aus Keltertrauben gebrochen werden, erst recht im Zusammenhang mit der Verlagstätigkeit. Denn nicht unerheblich ist die Ähnlichkeit im Entstehungsprozess eines Buches mit dem des Weins.

Ähnlich einer Autorin oder einem Autor muss die Winzerin oder der Winzer einige Vorraussetzungen mitbringen, bevor sie sich in das Abenteuer der Weinherstellung begeben können (siehe auch hier). Idealerweise haben sie zu diesem Zeitpunkt schon den ein- oder anderen Wein probiert, vielleicht schon eine Vorliebe für eine Weinfarbe oder sogar einer Weintraube entwickelt, ähnlich wie angehende Autorinnen oder Autoren schon einige Bücher gelesen haben sollten, um hernach eine Vorliebe für ein gewisses Genre und Stilrichtung entwickeln zu können. Sowohl für die einen als auch die anderen gibt es heutzutage die Möglichkeit, über das Lesen und Schreiben hinaus, eine Hochschule zu besuchen. So weit so gut, doch ab da geht's ins Eingemachte, denn wie die Schreiberlinge müssen auch die Winzerlinge eine Vorstellung davon haben, wem und wie ihr finales Produkt dienen soll, und wie der Weg dahin aussehen könnte. Und damit begeben sich sowohl die einen als auch die anderen in ein Abenteuer, dessen Ausgang, von unzähligen inneren und äußeren Faktoren beeinflusst, niemals aus dem Auge verloren werden darf. Und eine Garantie gibt es dabei trotzdem nicht.

Wenn dann das Manuskript fertig ist, die Trauben geerntet sind, gehen Autorin und Autor, als auch Winzerin und Winzer, zu einer Verlegerin oder Verleger, bzw. einer Kellermeisterin oder Kellermeister. Und damit wären wir zumindest an jenem Punkt angekommen, wo der Nachweis erbracht sein könnte, dass es durchaus einen Zusammenhang zwischen der Tätigkeit eines Verlages und jener der Weinherstellung geben kann.

Schuldig bleiben müssen wir allerdings eine endgültige Erklärung, warum der Wein zunehmend in Verruf geraten ist.

Seit Jahrtausenden stellen Menschen Wein aus Weintrauben her. Dass man Wein auch aus anderen Früchten herstellen kann, dessen Herstellung nicht weniger raffiniert ist wie die des Weines aus Weintrauben, wollen wir damit nicht unterschlagen. Dabei ist allen Weinen gemein, dass sie Alkohol als Geschmacksträger, aber auch als Rauschmittel enthalten. Süchtig machen können beide, sowohl der Geschmack, als auch der Alkohol. Jedoch krank, und zwar Alkoholkrank, macht nur letzterer. Ob das nun den Trend rechtfertigt, Wein ohne Alkohol herzustellen, muss jede und jeder für sich selbst entscheiden. Gut dass man nun die Wahl hat!

Es gibt ja auch Bücher, die zu schreiben gewiss kein Abenteuer ist, die nüchtern sachlich sind, vertiefte wissenschaftliche verschrobene Arbeit erfordern, die trotzdem wichtig und unabdingbar sind und die alle einen Verlag brauchen und finden. Selbst der WaRo-Verlag hat mit der Kurzen Geschichte Siebenbürgens ähnliches im Programm.

Und dennoch soll ein Buch des WaRo-Verlages ein Abenteuer sein. Und ebenso sein Wein. Zumindest solange es halt irgendwie nur geht.

Standpunkt

Der WaRo-Verlag Heidelberg ist in diesem Sinne kein klassischer Buchverlag, da er sich nicht nur als Plattform von Veröffentlichungen versteht, sondern ist vielmehr dazu gedacht, ein loser Verbund von Autoren und Mitwirkenden zu sein, deren schriftstellerische und künstlerische Fähigkeiten anderen Interessierten zur Inspiration dienen sollen, die aber auch durch den Erwerb ihrer Werke, einen Beitrag zur Verbreitung des Bekanntheitsgrades dieser Künstler leisten.

Auf diese Weise soll nicht nur den unmittelbaren kaufmännischen und verlagsrechtlichen Interessen Rechnung getragen werden, sondern vor allem einem gesellschaftskritischen Verantwortungsbewusstsein, dass sein Tun in den Dienst nachfolgender Generationen, als auch einer proeuropäischen Gesellschaft stellt, mit dem Ziel möglichst viele Gleichgesinnte zu einer aktiven Haltung in dieser Richtung zu bewegen.

Somit ist dies hier nicht der Ort wo einseitig mit dem Qualitätssiegel betriebswirtschaftlicher Interessen geworben wird. Es ist/soll der Ort sein, wo der eigentliche Wert einzelner Verlagsprodukte erst durch die aktive Teilnahme an dem stets voranschreitenden Entstehungsprozeß dieser öffentlichen Plattform entsteht.

Dass dabei auf das Deutschtum in Rumänien, gerade im Banat und ganz im Speziellen auf den Ort Bruckenau ein besonderes Augenmerk gerichtet ist, liegt an der Heimatverbundenheit des Verlegers.

Walter Roth