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Walter Roth: Tod im Teatro Comunale

Walter Roth: Tod im Teatro Comunale

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Beschreibung

Auflage: 1. Auflage

Aufl. Erscheinungstermin: 06.10.2004

Einbandart: geheftet

Produktform: Einband - flex.(Paperback)

Seitenanzahl: 138 Seiten

Maße:19,5 x 11,5 cm, 75 g

Gesamtzahl Abbildungen: 1 Abb

ISBN 978-3-938344-03-3

Preise: EUR(D) 5,00 [1] Gebundener Ladenpreis. EUR(A) 5,20 [1] Gebundener Ladenpreis. * CHF 7,90 [1] UVP. *


„Signore Giovanni Batista Bentivoglio, Gynäkologe, geschieden, Vater einer Tochter, nun allein lebend und Inhaber einer der modernsten Praxen in der Nähe der Piazza San Stefano“, feiert im Kreise seiner engsten Freunde, auf der Terasse der Pizzeria-Trattoria Belle Arti, in der gleichnamigen Straße der Altstadt Bolognas, seinen 45. Geburtstag. Anschließend besucht er im altehrwürdigen Teatro Comunale ein sinfonisches Konzert, an dessen Ende ihn der Platzanweiser Aureliano, tot in seiner Loge auffindet.

Tod im Teatro Comunale ist die Geschichte eines Mannes, der im Anblick und Augenblick des Todes eine Bewußtseinserweiterung erfährt, die ihn zwar in die Zeit der Erbauung des Teatro Comunale führt, die jedoch bedingt ist durch die wesentlichen Stationen seines Lebens, das seinerseits geprägt ist vom Zeitgeist der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts und dessen Auswirkungen auf Gesellschaft und Familie.


Zusätzliche Produktinformationen

Rezensionen
Rezension von Ines Reeb Gische Viele große Gedanken in einem kleinen Buch! Die Protagonisten, drei Bolognäser jenseits der Lebensmitte, seit Kindsbeinen befreundet, feiern in der Pizzeria-Trattoria Belle Arti in Anwesenheit des Firmenchefs Mario und seines Kellners Alessandro den Geburtstag des Erfolgsgynäkologen Giovanni Bentivoglio, mutmaßlicher Spross eines uralten einheimischen Adelsgeschlechtes. Während der sich, ob der Mittagshitze etwas dahinschleppenden Dialoge, eher Monologe, gibt jeder Beteiligte gewissermaßen ein Statement zu Themen wie Frauen, Autos, Liebe, Eroberungen, Kommunalpolitik in Neapel, Korruption, Vergänglichkeit ab. Die einzelnen Gesprächsbeiträge, fast allesamt dem jungen Alessandro, einem auffallend hübschen und in Gedanken abwesenden Süditaliener gewidmet, sind, sofern der geneigte Leser sich die Namen und akademischen Titel der Sprecher nicht genau eingeprägt hat, beliebig zuordenbar, es besteht triftiger Grund zur Annahme, dass jeder Sprecher nur das Sprachrohr des Autors selbst ist, der etwas schulmeisterlich belehrend agiert. Die Mittagslethargie und Stimmungsschwankungen werden durch die Offenbarung des gefeierten Dottore Bentivoglio, dass die am intensivsten empfundene, reichste und spannungsgeladenste Zeit seines Lebens wohl vor den Augen der Freunde, jedoch von diesen unbemerkt stattgefunden hat, unterbrochen. Doch weder der umfangreiche Exkurs in die Entstehungsgeschichte einiger Musikstücke der Klassik noch die zweifelsohne interessanten Parallelen zwischen den Biografien diverser Komponisten und jener des Gefeierten vermögen es, Dynamik und Homogenität in die Gruppe zu bringen oder dem Leser das Gefühl zu vermitteln, mittendrin zu sein. Am Ende steht auch hier die Urfrage nach dem Sein oder Nichtsein, mit typisch italienischer Leidenschaftlichkeit nachdrücklich gestellt und durch einen expliziten Hinweis des Autors noch einmal bekräftigt. Überhaupt ist der Autor, durch und durch Theatermensch, so unwahrscheinlich ausführlich in seinen Beschreibungen diverser Gesten, Bewegungen, Haltungen, dass einen zuweilen das Gefühl beschleicht, in der Entfaltung der eigenen Vorstellung der Ereignisse eingeengt, wenn nicht sogar gegängelt zu werden. Nachdem sich die Freunde nach einem, durch Gefühlsausbrüche und Grappa- Geist dozierten Nachmittag verabschiedet haben, kommt ein deutliches Crescendo auf. Der Doktor tritt, musikalisch sehr kompetent untermalt und von aufs Ausführlichste beschriebenen körperlichen Qualen begleitet, seine Zeitreise an. Der Leser, noch etwas schläfrig nach den vorausgehenden, nicht so richtig in Schwung kommenden Gesprächen, findet sich plötzlich in einer Kaskade von existentiellen Fragen, pikant unterbrochen durch Szenen von einprägsamer, fast schon beschämender Sinnlichkeit und nur ganz dezent, wobei erfreulich flüssig, von Orts- und Geschichtsbeschreibungen. Der Autor fährt zu Höchstform auf, der gesamte Erzählton, zuweilen in der Manier der großen epischen Romane, wird spannend, aber auch unwahrscheinlich polarisierend, auf Dalische Art verzerrend, surreal, zum Teil grotesk. Möglicherweise jede jemals erfahrene Gefühlsregungen des Protagonisten, auch seine edelste, wird in Frage gestellt, der sterbende Dottore wird nahezu bei lebendigem Leibe von all den, Zeit seines Lebens ungenügend beantworteten Fragen begraben und selbst sein Allerheiligstes, seine Tochter und die enge Bande zwischen ihnen, erhält ungeahnte Dimensionen. Am Ende der Novelle steht der Leser etwas bestürzt da, in all seinen Gedanken, in seinem Wesen und Tun verunsichert und dem Autoren ausgeliefert. Dieser erweist sich jedoch als gnädig, nimmt den Benommenen bei der Hand und führt ihn betulich, auf Walter Roths unnachahmlich exakte Art wieder an die Trivialitäten des Alltags heran. Ein eindringliches, durchaus zu einem hunderte von Seiten schwerem Kompendium des Menschlichsten im Menschen ausdehnbares Buch. Sprachlich noch nicht ganz auf der Höhe der späteren Werke des Autors, wobei die Geduld des Lesers beim förmlichen Erarbeiten einzelner beschreibender Passagen durch die fließende Leichtfüßigkeit des fundierten Fachwissens auf diversen Gebieten durchaus belohnt wird. Tod im Teatro Comunale beschert ein Lesevergnügen, welches alles andere als oberflächlich oder kommerziell ist. Walter Roth ist eine echte Moll Sinfonie eines Lebens gelungen, wobei fast jeder Absatz der Anfang zu einem weiteren Buches sein könnte. Insofern ist es das viel versprechendes Werk eines Autors, der wirklich vieles mitzuteilen hat, der über eine fast Mannsche Arbeitskraft, Disziplin und viel Wissen verfügt.