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Walter Roth: Gevatter Tod

Walter Roth: Gevatter Tod

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Beschreibung

Auflage: 1. Auflage

Aufl. Erscheinungstermin: 15.10.2004

Einbandart: geheftet

Produktform: Einband - flex.(Paperback)

Seitenanzahl: 100 Seiten

Maße:19,5 x 11,5 cm, 70 g

Gesamtzahl Abbildungen: 2 Abb

ISBN 978-3-938344-09-5

Preise: EUR(D) 5,00 [1] Gebundener Ladenpreis. EUR(A) 5,20 [1] Gebundener Ladenpreis. * CHF 7,90 [1] UVP. *


Irgendwann, im siebenten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts, irgendwo am Rande Europas und der Banater Tiefebene erblickt ein Knabe, als dreizehntes Kind eines Schreinermeisters, das Licht der Welt. Der Tradition verpflichtet, ist der vielfache Vater auf der Suche nach einem Taufpaten, doch findet sich, in der sich nach den Wirren des Krieges, der Deportation, der Vetreibung und der Einführung des Komunismus neu zu bildenden Dorfgemeinschaft niemand, der sich dazu bereit erklären würde. Also erbarmt sich der liebe Gott und der Teufel seiner und bieten ihm ihre Dienste an. Das Rennen jedoch macht letztendlich Gevatter Tod, weil er in seiner Unbeirrbarkeit, dem ungebrochenen Lebenswille und dem unstillbaren Bedürfnis nach Eigenständigkeit des Schreinermeisters am nähesten kam.

Die Tragikomödie Gevatter Tod spannt einen weiten Bogen deutscher Siedlungsgeschichte, aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, über zwei Generationen hinweg, bis in die unmittelbare Gegenwart der heutigen Deutschen Bundesrepublik, in der sie nun ein stilles Ende findet.

Zusätzliche Produktinformationen

Rezensionen
Wie liebenswürdig ist doch der Mensch in seiner Unvollkommenheit! Rezension aus Deutschland vom 22. September 2008 Rezension von Ines Reeb Gische Welche Märchengestalt könnte als Vorbild besser zu dem banater- schwäbischen Familienvater passen, der keinen Paten für sein dreizehntes Kind finden kann, als der Gevatter Tod aus dem Märchenschatz der Brüder Grimm. Der Vater hat trotz Armut, ungewisser wirtschaftlicher und politischer Lage in der Wahlheimat seiner Väter, dem rumänischen Banat, trotz der vielen Kinder und der unbestrittenen Freude am Raki (Schnaps) das Herz am rechten Fleck. Gleich seinem bekannten Märchenvorbild weist er den lieben Gott und den Teufel als Paten für sein ungeborenes Kind zurück und entscheidet sich treffsicher für den Tod als Gevatter. Dieser ist alles andere als weltlich großzügig, zeigt sich in seiner Werteordnung allerdings menschlicher als seine 'Mitbewerber'. Während der ersten beiden Akte kommt der Leser/Zuschauer in den Genuss eines sprachlich hervorragenden, authentischen Stückes, in dem die dörflichen Protagonisten sich erfreulich flüssige, herzhafte, keineswegs oberflächliche, trotz ihrer scheinbaren Leichtigkeit inhaltlich nicht unbedeutende Wortwechsel geben. Der Leser/Zuschauer wird in die ländliche Kultur- und Seelenlandschaft der Heimat des Autors entführt, darf in die sprachlich hervorragend dargestellte Welt so richtig eintauchen und empfindet inmitten all dieser Menschen, die ihren Platz im Leben gefunden haben und ihn auch mit Würde zu bekleiden wissen, sowohl den lieben Gott, als auch den Teufel, ja selbst den unvermeidlichen Tod eher als Fremde. Dieses Gefühl wird alleine schon durch deren Sprache erzeugt, sprechen sie doch herrisch (hochdeutsch), oder das, was sie dafür halten. Ab dem dritten Akt findet nicht nur eine zeitliche und räumliche Zäsur, sondern auch eine deutlich fühlbare statt. Das mittlerweile gerade volljährig werdende Patenkind des Todes findet sich recht unvermittelt 'im gelobten Land' ' in diesem Fall ist es die Bundesrepublik ' wieder. Und weshalb sollte es ausgerechnet Hänschen anders ergehen als vielen seiner Landsleute, die als erste seit vielen Generationen wieder auf deutschem Boden Fuß zu fassen versuchen? Nicht nur die Sprache ist ihnen nicht vertraut, auch die Sitten, die Moral, die Wichtigkeiten im Leben, die gesellschaftlichen Ereignisse und wirtschaftlichen Entwicklungen sind ihnen teilweise unbegreiflich, fremd. Eine gewisse Schwarz ' Weiß ' Denkweise macht sich breit, alles was man nicht durchblickt oder versteht, wird pauschal abgewertet, man hält sich konservativ, 'altmodisch', wie Hänschen selbst feststellt. Zeit seines in Deutschland verbrachten Erwachsenenlebens, für den Leser/Zuschauer zwei Akte lang, bewegt sich Hänschen auf zu glattem Parkett. Er mag wohl, dank der kräftigen Mithilfe seines Gevatters, ein hervorragender und bekannter Arzt geworden sein, der konsequent seinen Hippokrates -Eid befolgt, als Mensch, als Mitglied der Gesellschaft bleibt er ein Außenseiter, der zu wenig versteht, sei es von der Psyche seiner Patienten, oder deren Angehörigen, sei es von wirtschaftlichen oder nur von einfachen gesellschaftlichen Vorgängen. Er trifft nicht immer die richtige Entscheidung, eben weil ihm zuweilen der Durchblick fehlt, urteilt weder reflektierend noch differenzierend und selbst als er, ganz der Sohn seiner Mutter, sich zugunsten des ungeborenen Lebens, aber leider gegen das eigene entscheidet, zweifelt er an der Richtigkeit dieses Entschlusses. Die Treffsicherheit seines Vaters, dieses einerseits so schwächlichen Trinkers, der andererseits in allen Lebenslagen einen klaren Kopf bewahrte und selbst im trunkenen Zustand eines sicheren Urteils fähig war, geht dem Sohn völlig ab. Im fünften Akt macht der Protagonist, mittlerweile tot, eine rasante Welt ' Aha ' Erfahrung mit. All die Dinge, die er während seines Lebens nicht bezeihungsweise nicht genügend verstanden oder durchblickt hat, prasseln jetzt, in der kurzen Zeit, in der seine Seele noch dem Irdischen verhaftet ist, sein Kahn in Richtung Unendlichkeit jedoch schon naht, wie ein Blitzgewitter an Statements, oft nicht mal zu Ende ausgesprochen, geschweige denn gedacht, auf den Scheidenden und auf den Leser/Zuschauer nieder. Ein fulminantes, verwirrendes Finale, ein ultimatives Crescendo an Fragen, die sich bislang weder der Protagonist noch das geneigte Publikum gestellt haben. Der etwas eingeschüchtert vor dem Lese/Bühnengeschenen erstarrte Leser/Zuschauer taumelt von einer vagen Erkenntnis zur anderen, die schönen, klaren Motive der ersten Akte vergeblich suchend. Angesichts all der Dinge, die Hänschen ' und das Publikum - im Jenseits über das diesseitige Leben erfährt ist es ihm wohl nicht zu verdenken, dass er wenig argumentenstark für sein Weiterleben plädiert, sondern die einfachere, weniger riskante und vom Gevatter nahegelegte Variante des endgültigen Hinscheidens wählt, ja seine Lebensflamme sogar eigenhändig ausbläst. Der Autor hat dieses Stück seinen Landsleuten gewidmet. Die Absicht, ihnen ihr eigenes, ob aller Widrigkeiten liebenswertes Leben in der alten Heimat vor Augen zu führen, ist ihm hervorragend gelungen. Sollte er des Weiteren die Absicht gehabt haben, das neue Leben in der neuen Heimat als oft unverständlich, den Einzelnen überfordernd, als zu vielschichtig und undurchschaubar darzustellen, so ist ihm auch dies, sowohl sprachlich ' Hänschen bedient sich, trotz seiner akademischen Ausbildung bis zu seinem jähen Ende einer gestelzten, wenig flüssigen und sehr betuliche Ausdrucksweise ' als auch in der Darstellung der inneren Zerrissenheit bestens gelungen. Ein bemerkenswertes Werk, welches in den Händen eines einfühlsamen und die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe verstehenden Regisseurs ein ausgesprochen erfolgreiches, sowohl ansprechendes wie auch anspruchsvolles Theatererlebnis werden kann. Bravo! goetz_von_bruck Das Grimm'sche Märchen als deutsch-deutsche Geschichte Rezension aus Deutschland vom 23. Januar 2007 Über sein Buch "Anna" auf den Autor aufmerksam geworden, erwarb ich mit vorliegender Tragikomödie, ein weiteres Buch des Autors. Ohne selbst vom Fach zu sein, so wie dies im Falle des Autors wohl sein wird (war?), glaube ich dem Text seine Praxistauglichkeit als Bühnenstück bescheinigen zu können, auch wenn sich natürlich die Frage stellt, inwiefern der I. und II. Akt, die teilweise in banatschwäbischer Mundart geschrieben sind, im deutschsprachigen Raum verstanden-, und erst recht auch noch gespielt werden kann. Daher auch "nur" 4 der 5 möglichen Sterne. Denn was den Inhalt, bzw. die inhaltliche Bearbeitung der Grimm'schen Vorlage betrifft, hätte ich nur allzu gerne auch diesem Buch die 5 Sterne gegönnt. So ist der Vater aus dem Märchen, der auf der Suche eines Gevatters für sein Neugeborenes ist, ein armer Schreinermeister in einem banat-schwäbischen Dorf nach den Wirren des II. Weltkrieges und der Machtübernahme der Komunisten in Rumänien. Seine Begegnung auf nächtlicher Straße mit Gott und dem Teufel, ist ebenso urkomisch wie bizarr und das kann nicht allein daran liegen, dass die Dorfbewohner (außer dem Vater, noch dessen Tochter und eine Hebamme) in Ihrer Mundart und der überirdische Besuch in seiner gewählten Sprache, völlig aneinander vorbei reden. Der II. Akt, die Begegnung mit dem Gevatter Tod, hat dann viel eher was mit Tragik zu tun, zumal auch etwas von der Verbitterung der völlig vergessenen, leidtragenden deutschen Minderheit in diesem Teil Europas, zum tragen kommt. Im III. Akt sind wir, nach dem Sturz der Komunisten und der fast vollständigen Auswanderung der Deutschen aus Rumänien, bereits in der bundesrepublikanischen Wirklichkeit Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts angekommen und in den beiden letzten Akten dann auch gleich im neuen Jahrtausend, auf dem Höhepunkt des weltweiten Aktienbooms und seinen (in)humanen Begleiterscheinungen. Ich finde: eine bewegende Geschichte einer bewegten Zeit, gerade weil es eine Randgruppe deutscher und europäischer Geschichte zum Inhalt hat.